Samstag, 26. Juli 2008

Schau mir nicht auf die Beine, Kleiner!

 

von Judith Rauch

Mit diesem Beitrag erfülle ich eine Bitte von Wolfgang Goede. Er ist Redakteur von P.M., also einem Konkurrenzblatt von bild der wissenschaft. Aber wir verstehen uns trotzdem, denn wir sind im selben Verein: ISWA. Das ist die "International Science Writers Organisation": Wolfgang Goede bat mich, auf einen Eintrag auf "Open Science", einem Blog seines Magazins, zu reagieren. 

Darin schreiben Sandra Stricker und Cornelia Reichert über die Erfahrungen junger Frauen beim Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus: Ich habe die Beiträge mit einigem Erstaunen gelesen. Denn was da geschildert wird, ist alles andere als neu. Hat sich denn, seit ich jung war, so wenig verändert? Ist es gar schlimmer geworden - in den Redaktionen, auf Presseveranstaltungen? Das sieht ja gar nicht nach massenhaftem Auftreten selbstbewusster Alphamädchen aus, die die Jungs im Job und in der Liebe einfach so an die Wand spielen. Dagegen nach zähen Kämpfen um Beachtung. Beachtung der eigenen Werke, nicht der eigenen Beine wohlgemerkt.  

Vernetzung ist gut, aber ist sie alles? 

 Und was sollen die jungen Journalistinnen jetzt tun, damit sich der Blick ihres (künftigen) Kollegen ein wenig hebt? Die Aufforderung "Schau mir in die Augen, Kleiner!", würde vielleicht schon zu einer gewissen Verbesserung führen. Aber letztlich soll er dort mit seinem Blick nicht haften bleiben, sondern lesen, was Sandra oder Cornelia geschrieben haben, und dann sagen: "Toll! Wirklich toll! Das könnte ich nie!" Oder? 

Und wie kommen wir dahin? Wolfgang Goede empfiehlt Vernetzung der weiblichen Generationen. Das kann ich nur unterstützen und lade Sandra und Cornelia darum gleich mal zum Journalistinnenbund ein: Aber natürlich können wir Frauen die Sache nicht alleine richten. Schließlich sollen sich ja die Männer bewegen. Und damit sie das tun, kann ich leider nur ein paar höchst unweibliche Strategien empfehlen, auf die Cornelia Reichert ja selbst schon gekommen ist: Werben für die eigenen Themen. Sie durchsetzen. Verteidigen. Anpreisen. Damit prahlen (sie tun es doch auch)! Notfalls drohen. Wie heißt es doch im berühmten Shelley-Gedicht "Ozymandias":

Look on my works, ye mighty, and despair!

Kommentare

  1. Selbstkommentar: Womöglich ist das Auf-die-Beine-Starren bei Euch gar nicht so harmlos. Also kein halb unbewusstes blödes Männerverhalten, sondern bewusste Strategie eines oder einiger Mitarbeiter zur Verunsicherung der weiblichen Konkurrenz. Sprich: Mobbing. Dann, lieber Betreuer, sind Sie gefordert: Sprechen Sie ein Machtwort und stellen Sie das ab!

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