Mittwoch, 11. Februar 2009

Moderne Trümmerfrauen

Und tschüss: Die Jungs haben die Finanzmärkte abgezockt und überlassen den Frauen die Rettung des abgefahrenen Zugs... Illustration: Per Thomas

Gerade in der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland (ftd) gefunden: Kollegin Ruth Fend schreibt über "Finanzmarkt-Trümmerfrauen". Kernaussage des Artikels ist die These, dass Frauen die besseren Finanzexperten sind. Das mache sie zu den Gewinnern der Krise. Nun sollen sie die Trümmer der Männer wegräumen - und mit ihrem Gespür für Risiken den nächsten Absturz verhindern, schreibt Fend. Sie sprach unter anderem mit einer Anlagenberaterin, deren größtes Asset nach eigener Angabe ihr Geschlecht sei. Nicht nur, weil Frauen ihrem Gegenüber zuhörten, statt ihm Zahlenkolonnen und Besserwissereien um die Ohren zu hauen. Auch der Umgang mit Geld sei ein ganz anderer. Zudem hätten sie ein viel besseres Gespür für Risiko. Nicht der Kapitalismus stecke in der Krise, sondern "das männliche Prinzip", in dem Fehler tabu seien und das vor Überheblichkeit strotze, habe die Krise ausgelöst. "Was passiert ist, wäre unvorstellbar gewesen, wenn Frauen an den Schalthebeln gesessen hätten."
Mehr Händlerinnen aufs Parkett
Weil die Jungs vor Testosteron strotzen und damit die Lust auf Risiko zur Obsession werden kann, sagen britische Forscher, sollten mehr Händlerinnen aufs Parkett. Mehr Östrogene und X-Chromosome - vielleicht hätte damit das "große Zocken" verhindert werden können. Jetzt, da es ans Aufräumen geht, sollten Frauen an die Schalthebel. Wo harte Reformen bevorstehen, sei weibliches Führungspersonal eine gute Wahl. Barack Obama weiß das. Dumm nur, dass seine ausgeguckte Finanzfrau ausgerechnet vergessen hatte, Steuern für ihre Haushaltshilfe abzuführen. Auch Trümmerfrauen machen Fehler.
Diesen Text der ftd: Unbedingt lesen!

3 Kommentare

  1. Vielen Dank, Heidrun! Toller Tipp, dieser Artikel.

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  2. Eva Kohlrusch hat gesagt...
    Gut, wenn auf besondere Fähigkeiten von Frauen vertraut wird und ihre Risiko-Resistenz als besondere Qualität gilt. Wo aber waren die Stimmen von Expertinnen, als die Krisen-Tsunami zu rollen begann? Wer von ihnen hatte den Durchblick? Wurden ihre Kommentare verhindert? Oder trauten sie sich nicht, gegen den allgemeinen Strom zu schwimmen mit Warnungen - immer wieder, immer wieder?
    Nicht nur das wäre aufzuarbeiten - generell ist zu fragen, welche Rolle die gesamte Journaille spielte bei der Nicht-Wahrnehmung eines durchaus wahrzunehmenden Irrsinns. Ich erinnere mich nur, dass Wirtschafts- und FinanzexpertInnen - nicht nur im Börsen-TV - seit Jahren auch Kleinanleger beschworen, zu Spekulanten zu werden. Zum Beispiel wurden kapitalgedeckte Lebens- und Rentenversicherung stets diskrimiert: "Zu wenig Zinsen. Bei den Banken kriegt man mehr." Das war die Auflassung in den Schlamassel.
    Eva Kohlrusch

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  3. Das Thema kam im Rahmen der Equal Pay Day Veranstaltung am 20. März 09 in Stuttgart, organisiert vom Business and Professional Women Club Stuttgart e.V., ebenfalls zur Sprache. Überlegt wurde, ob viele Frauen allgemein Angst haben, finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Und dann eingreifen, wenn die "männlichen Experten" nichts mehr zu melden haben und man(n) eh nichts mehr verlieren kann.

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