Samstag, 8. Oktober 2011

Noble Frauen

von Angelika Knop

Doppelt und dreifach - so hatte es anfangs den Anschein - sollte der Journalistinnenbund Grund zur Freude über die diesjährigen Trägerinnen des Friedensnobelpreis haben. Geehrt wurden drei Frauen, darunter auch eine Journalistin und Netzwerkerin: Tawakkul Karman, eine der bekanntesten Vertreterinnen der Protestbewegung im Jemen, ist Vorsitzende der Vereinigung "Journalistinnen ohne Ketten". Doch wie so oft gibt es neben Licht auch Schatten: Tawakkul Karman engagiert sich laut Tagespiegel auch für den jemenitischen Zweig der Muslimbrüder. Die Verleihung an Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf ist ebenfalls umstritten.

Der Friedensnobelpreis wurde bis heute an 124 EmpfängerInnen verliehen. 86 mal ging die Auszeichnung an Männer, 23 mal an Organisationen und nur 15 mal an Frauen. Grund genug, sich die Liste der Damen mal in Erinnerung zu rufen:


1905 Bertha von Suttner (1843–1914), Österreich
Ihr Lebenswerk, Roman Die Waffen nieder!, „Permanent International Peace Bureau“, regte Nobel vermutlich zur Stiftung des Friedensnobelpreises an

1931 Jane Addams (1860–1935), USA
Präsidentin der Women’s International League for Peace and Freedom

1946 Emily Greene Balch (1867–1961), USA
Präsidentin der „Women’s International League for Peace and Freedom

1976 Betty Williams (* 1943), UK und Mairead Corrigan (* 1944), UK
Gründerinnen des „Northern Ireland Peace Movement“ (umbenannt in „Community of Peace People“)

1979 Mutter Teresa (1910–1997), Indien/Türkei
Gründerin des Ordens Missionarinnen der Nächstenliebe

1982 Alva Myrdal (1902–1986), Schweden
Diplomatin und Delegierte der UN-Abrüstungskonferenzen

1991 Aung San Suu Kyi (* 1945), Myanmar
für ihren Einsatz für die Menschenrechte

1992 Rigoberta Menchú (* 1959), Guatemala
für ihren Einsatz für die Menschenrechte insbesondere von Ureinwohnern

1997 Jody Williams (*1950), USA
Sprecherin der Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen (gegr. 1995)

2003 Schirin Ebadi (*1947), Iran
für ihren Einsatz für Demokratie und die Menschenrechte.

2004 Wangari Maathai (1940-2011), Kenia
für ihren Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung, Demokratie und Frieden

2011 Ellen Johnson Sirleaf (* 1938) +  Leymah Gbowee (* 1972), Liberia
2011 Tawakkul Karman (* 1979), Jemen
für ihren gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und für das Recht der Frauen, sich in vollem Umfang an friedensschaffender Arbeit zu beteiligen

Vielen Dank an Wikipedia!

3 Kommentare

  1. Ich habe etwas Bauchweh bei dieser Mixtur von Preisträgerinnen im Jahr 2011 und sehe keinen Sinn darin, den Preis zwischen drei so verschiedenen Personen zu dritteln, die nur das Geschlecht gemeinsam haben. Zum Vergleich: Als Barack Obama, auch ein gewähltes Staatsoberhaupt, vor zwei Jahren den Friedensnobelpreis bekam, musste er ihn nicht noch mit einem lokalen Bürgerrechtsaktivisten und einem Dissidenten an ganz anderem Schauplatz, beispielsweise Afghanistan, teilen. Auch hat niemand sein Geschlecht thematisiert oder seinen besonderen Einsatz für Männer betont. Ein feministisches Signal sähe ich eher darin, wenn Oslo generell mehr Frauen mit dem Friedensnobelpreis bedenken würde. Denn dass viele Frauen ihn verdient hätten, steht außer Frage.

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  2. Meine Begeisterung lässt auch etwas nach. Deshalb habe ich den Blogpost noch einmal geändert und die Kritik an Tawakkul Karman eingefügt.
    Der Grundtenor aber bleibt und stimmt mit dir überein: Es sollten mehr weibliche Preisträgerinnen sein. Gerade auf Nicht-Regierungsebene sind sie oft Initiatorinnen oder prominente Aktivistinnen von Friedensbewegungen - und damit in der Nobelriege unterrepräsentiert.

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  3. Sehe ich ähnlich wie Judith Rauch. Sieht so aus, als wolle man um jeden Preis(mindestens) drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Aber im Zweifel dürfte anzunehmen sein, dass vorher recherchiert worden ist, ob Preisträgerinnen leben.

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