Sonntag, 20. November 2011

Bambi an Bushido geht gar nicht: Offener Brief des JB-Vorstandes an Burda


Andrea Ernst, Vorsitzende des Journalistinnenbundes, hat sich mit einem offenen Brief an Dr. Hubert Burda, Verleger des Burda-Verlages und Veranstalter der Bambi-Preisverleihungen, gewandt. Der Brief ging zeitgleich an die Medien. In ihrem Schreiben stellt Ernst im Namen des Journalistinnenbundes fest, dass mit der Verleihung des Bambis an den Rapper Bushido "der Begriff der Integration seiner Bedeutung beraubt wird". Empörung über den Preis gab es im Watch-Salon bereits in den Blogbeiträgen "Danke Rosenstolz" (11.11.) und "Gebt den Bambi zurück! Aufruf zur gesellschaftspolitischen Verantwortung" (12.11.).

Hier der Brief an Hubert Burda im Wortlaut:



Herrn Dr. Hubert Burda
Hubert Burda Media
Arabellastraße 23
81925 München

                                                                                                          Bonn, 18.11.2011

Sehr geehrter Herr Doktor Burda,

Sie haben Bushido mit dem BAMBI für Integration ausgezeichnet. Als Journalistinnen fragen wir Sie:

- Wie kommt es zu dieser Entscheidung, obwohl Sie die Realität hinter Bushidos aktuellem Wunsch nach einer Zweiten Chance kennen? Seine zur Gewalt und Frauenverachtung aufrufenden Texte sind auch heute frei zugänglich und für gutes Geld zu erwerben. Wir empfehlen Ihnen „Carlo Cocxxx Nutten“, unter anderem mit Textpassagen wie: „Schlampe renn, wenn ich ankomm´, renn um Dein Leben, wenn Du weißt, dass ein Mann kommt“. Bushido vermehrt täglich sein Vermögen mit Botschaften, von denen er sich angeblich distanziert.

- Wie kommt es zu dieser Entscheidung, obwohl Sie wissen, dass in Bushidos Texten Frauen ausschließlich als Huren und Schlampen bezeichnet werden – auch nach oder trotz seiner Zweiten Chance? Eine kleine Kostprobe aus dem neuen Album 2011 „Jenseits von Gut und Böse“: “ verreckt (…) in meinen Augen seid ihr alle nur Dreck, verreckt. (…) bist wie Heidi nur eine bitch, die schielt (…) und ich fick ne Fußballer-MILF“ Das Akronym MILF steht für „Mothers I’d like to fuck“, zu entschlüsseln über entsprechende Pornoseiten.

Noch nie wurde der Begriff „Integration“ durch Ignoranz so sehr seiner eigentlichen Bedeutung beraubt, wie mit diesem BAMBI. Denn die eigentliche Provokation dieser Auszeichnung liegt nicht in der Person des Musikers – sondern in Ihrer Entscheidung, mit der Sie „das respektvolle Miteinander“ (Pressetext-Begründung) in dieser Gesellschaft verhöhnen. Nicht Bushido ist das Problem, sondern die Blindheit der Jury, bereitwillig über die Frauenverachtung des Rap hinweg zu sehen – und den Erfolg dafür mit einem Medienpreis zu feiern.

Auch der BAMBI hat diese Verachtung nicht verdient,
mit freundlichen Grüßen


Andrea Ernst
Vorsitzende / Journalistinnenbund

5 Kommentare

  1. finde Bambi v. Burda an Bushido schlecht (recherchiert)

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  2. Tabubruch ist nützlich im Show-Geschäft. Damit kann man sich kurzfristig "unvergessen" machen. So kommen solche Entscheidungen wohl zustande. Allein das Bambi für Helmut Schmidt hätte nicht für genügend Aufmerksamkeit gesorgt. Wer sitzt eigentlich in der Jury?

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  3. Jetzt bin ich gespannt, welche Reaktion von Burda kommt. Und wann.

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  4. Wer in der Jury sitzt? "Experts Only..."

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  5. Auf der offiziellen Bambi-Seite steht, welche Experten in der Jury sitzen: "Die Jury hat deshalb das ganze Jahr das Ohr nah am Puls der Zeit, sammelt Namen, Institutionen und Ereignisse. Sie werden von den Redaktionen des Hauses ausgewählt und eingereicht. Nach der Sommerpause setzt sich die BAMBI-Jury, bestehend aus allen Chefredakteuren des Hauses Hubert Burda Media, dann zusammen und ermittelt die Sieger." Preisstifter ist Hubert Burda.

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