Montag, 25. Juni 2012

Eine Rose für den Journalistinnenbund

Red rose flower detailed imge public domain image picture

von Judith Rauch

Der Journalistinnenbund hat am Wochenende in München eine feine Jubiläums-Jahrestagung erlebt. Die vielen Berichte hier im WatchSalon und die zahlreichen Twitter-Nachrichten unter #jb25 zeugen davon. Beim Festakt am Sonntag wurden noch einmal die Leistungen der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte sichtbar: Lebensleistungen einzelner Mitglieder und Nachwuchsjournalistinnen, die mit Preisen geehrt wurden. Vermittlungsleistungen des Vereins wie das extrem erfolgreiche Mentoring-Programm. Die vielen Reisen nach Berlin, Brüssel, Straßburg, Dresden und sonstwohin - und die zahlreichen Kontakte zu Medien, PolitikerInnen und Frauenverbänden mit ihrer schon immer internationalen Dimension.

Der Journalistinnenbund hat nur ein Problem: Seine Leistungen sind zu wenig sichtbar.

Dieses Problem teilt er mit vielen Frauen, die - wie unsere Referentinnen Sabine Asgodom und Isabel Nitzsche nur zu gut wissen -, viel leisten, aber ihr Licht unter den Scheffel stellen.

Sonst hätte es nicht passieren können, dass die Keynote-Speakerin Amelie Fried zwar aus den Erhebungen des Global Media Monitoring Projekts (GMMP) zitierte - bei denen immer wieder herauskommt, dass Frauen nicht angemessen in den Nachrichten repräsentiert sind -, jedoch ohne zu erwähnen, dass es der Journalistinnenbund ist, der für Deutschland regelmäßig die Daten erhebt. Diese Info war leider bei einer raschen Internet-Recherche nicht auffindbar.

Sonst hätte es auch nicht passieren können, dass die Guerilla-Aktion ProQuote zunächst ohne prominente JB-Beteiligung gestartet wurde. Dass der JB sich die Quote seit Langem auf die Fahne geschrieben hat und nur auf ein Signal dieser Art gewartet hat, war selbst den eigenen Mitgliedern nicht so ganz präsent.

In Sachen Eigenwerbung sollte er also nachbessern, der Journalistinnenbund. Mit allen Mitteln der modernen Medien inclusive Datenbanken, Social Media, Suchmaschinenoptimierung. Aber auch mit einer Fortsetzung der Nachwuchswerbung, wie sie durch die wunderbare Freiticket-Aktion für Volontärinnen und Journalistikstudentinnen in München so gut gelungen ist. Die jungen Kolleginnen mit ihrer Begeisterung ("Ist das cool hier!") und ihrem ernsthaften Interesse am Feminismus wie am Journalismus motivierten ungemein.

"Sei wie die stolze Rose", möchte frau also dem JB mit der Stimme von Sabine Asgodom zurufen. "Die immer bewundert will sein. Und nicht wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam - und klein."

5 Kommentare

  1. Es war wirklich eine ganz wunderbare Jahrestagung in München! Ich schicke einen großen Dank an die tollen Frauen von der Vorbereitungsgruppe, die bestimmt Tag und Nacht dafür gerödelt haben. Und weil nicht nur Inhalte, sondern auch Kulinarik eine Rolle spielen bzw. sich gegenseitig bedingen: Das arabische Buffett am Samstag wie das ganze Catering waren spitze!

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  2. Und ja, es war wirklich sehr schade, dass Amelie Fried in Sachen GMMP nicht ausreichend informiert war. Das war wirklich peinlich für sie und uns. Bei mir kommt übrigens bei google als dritter Eintrag "Watch-Salon", wenn ich gmmp als Suchbegriff eingebe. Wenn ich beide Begriffe zusammen eingebe (gmmp journalistinnenbund) kommt die JB-Seite sogar als erste im google-Ranking. Die Verbindung zwischen gmmp und JB bei der Internetrecherche nicht zu finden, also ich weiß nicht... Mit ein bisschen Mühe... Aber es heißt trotzdem für uns: Suchmaschinenoptimierung, unsere Themen verschlagworten - und auch immer wieder den eigenen Mitgliedern ins Gedächtnis rufen! Dazu haben wir ja die Forumsliste auch.

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  3. Stichwort "stolze Rose". Journalistinnen, die 32 Prozent weniger als männliche Kollegen (für identische Qualität) erhalten, die sollten sich "Rosenstolz" als Merkhilfe für Honorarverhandlungen, Gehaltsverhandlungen (bei Festanstellung ohne Tarifbindung) und geldwerte Vorteile einprägen. Sonst werden sie ("immer bescheiden und rein") zwar aller Kollegen Liebling sein - aber auch nur dann, falls ihre zusätzliche Leisung und Opferbereitschaft überhaupt auffällt. Fällt es auf, dann wird es meist ausgenutzt. Rosen haben Dornen - und können sich besser (gegen unfaire Arbeitsbedingungen) wehren.

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  4. Wie wahr, danke liebe Judith!
    Und hier noch mal der Vers fürs Poesiealbum, wie er früher lautete - und wie heute:

    Sei wie das Veilchen im Moose,
    bescheiden, sittsam und still.
    Und nicht wie die stolze Rose,
    die immer bewundert sein will!

    Sei wie die stolze Rose,
    selbstbewusst,glücklich und frei.
    Und nicht wie das Veilchen im Moose,
    so dämlich, behämmert und scheu!

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  5. Ich kenne das sogar noch so:

    Sei wie das Veilchen im Moose,
    bescheiden, sittsam und rein.
    Und nicht wie die stolze Rose,
    die immer bewundert will sein!

    Aber vielleicht ist das die katholische Version? :-)

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