Freitag, 22. Februar 2013

Diktieren oder Schmieren!

von Angelika Knop

Die dpa-Tochter news aktuell (na) hat bei ihrer PR-Software epic relations jetzt auch BloggerInnen in die Adressdatenbank aufgenommen. Und das hauseigene na-Blog titelt dazu: "Hilfe, die Blogger kommen." Denn diese seltsamen Wesen lehren PR-Leute offenbar das Fürchten. Sie suchen glatt EIGENE Stories, während sich die JournalistInnen diese doch bisher immer brav DIKTIEREN ließen.

So vermittelt es zumindest Tipp Nummer 4 im Umgang mit Bloggern:
"ZIELGRUPPE. Machen Sie die Blogger zu einer separaten Zielgruppe innerhalb Ihrer PR-Kommunikation. Trennen Sie sich davon, dass Sie die Story mit Ihren Presseinfomationen vorgeben, wie für die klassischen Zielgruppen. Hier sind Sie nur Inputgeber. Die Story will der Blogger selbst finden oder sie findet ihn."
Da epic relations laut Eigenwerbung ein "Maximum an aktuellen Journalistenadressen" bietet, sind das wohl "die klassischen Zielgruppen". Tja, was nun? Ärgern über die Anmaßung? Schämen für das Image unseres Berufsstandes? Oder einfach mal das Video im na-Blogpost gucken? Bei 4:40 Minuten verrät uns da nämlich Sven Dietrich, wie die Geschichte auch den Blogger findet: für 100 oder 500 €. Hurrah - sind wir doch wieder alle gleich: faul oder bestechlich. Also liebe PR-Leute: einfach schmieren oder diktieren - egal ob BloggerIn oder JournalistIn!

Ungleichbehandlung lässt sich das na-Blog also nicht nachsagen, übrigens auch nicht beim Geschlecht. Der möglichen Kritik an der rein männlichen Auswahl an Gesprächspartnern im Video kommt die Autorin dort zuvor:
"Die Bloggerinnen sind hier leider nicht repräsentiert. Unsere Versuche, sie persönlich kennen zu lernen, scheiterten leider."  
Also, am Geld hat es nicht gelegen. Uns hat schlicht niemand gefragt.

8 Kommentare

  1. Ätzend, in der Tat! Zu Recht machst Du Dir Deinem Ärger hier Luft - und ich spreche als Journalistin UND Bloggerin... ;D Ich glaube auch, dass der Unterschied da nicht gut auf den Punkt gebracht ist. In meinen Augen (aus eigener Anschauung) ist es folgender: JournalistInnen leben von dem, was sie machen. Und leben damit in gewissen Zwängen. BloggerInnen wollen spielen und Spaß haben. Und greifen die gelegentlichen Euronen, die damit zu verdienen sind, einfach mit ab. Sie sind aber niemals und nimmer darauf angewiesen, sich über ihr Blog ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Haben aber andererseits auch keinen selbst auferlegten Ehrenkodex oder Ethos, denn in der Regel sind sie talentierte Laien in der SchreiberInnenbranche. DAS ist der große Nachteil.

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  2. Sauerei, wir sollten 500 Euro nachfordern! ;-)

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  3. Mir hat noch niemand EUR 500,-- geboten. Wahrscheinlich würde ich es auch ablehnen, da ich meine Unabhängigkeit bedroht durch so etwas sehen würde und ich es unredlich gegenüber meinen Leserinnen erachte.

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  4. Die Fashionindustrie „kauft“ sich positive Berichterstattung in den angesagten Modeblogs. Jessica Weiß, die den äußerst erfolgreichen und professionell gemachten Blog LesMads aufgezogen hat, findet „Unabhängigkeit nicht wichtig“. Im Elektrischen Reporter, das Internet-Magazin auf ZDF-Info, sagt sie fröhlich vor der Kamera: "wenn ein Post gesponsert ist das nicht tragisch". Tschüß journalistische Ideale, Authentizität ist der Modebloggerin wichtiger. Hmmm?!!

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  5. Krasse Geschichte. Und eine sehr riskante Einschätzung, dass man Blogger mit 100 oder 500 Euro kaufen könne. Ich hoffe mal, dass es einige Blogger gibt, die sich selbst so unabhängig finden, dass sie eher über den Bestechungsversuch bloggen würden als über das Gewünschte. (Nicht jede Publicity ist gute Publicity.)

    Das ist doch gerade der Vorteil beim Bloggen: Dass man aus den Abhängigkeiten raus ist, die im Journalismus den Alltag prägen.

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  6. Du musst, glaube ich, deinen Link zu epic [fail] relations ändern ...

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  7. war vielleicht kurzfristig offline - bei mir funktioniert er

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  8. Die Digital Media Women haben übrigens auch schon mal rumgefragt, welche Bloggerinnen news aktuell denn so angefragt hat: Bisher hat sich keine gemeldet.
    https://www.facebook.com/DigitalMediaWomen/posts/124381667742424

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