Montag, 4. März 2013

100 Prozent Quote - und manN hört zu

von Christine Olderdissen 

Nur Frauen: Quotenregelung à la radioeins - Screenshot von der Website

Wie Frauen Radio machen, zu 100 Prozent vor und hinter den Mikrofonen, ist diese Woche im rbb zu erleben. radioeins macht das frisch, provokant und großartig anhörbar in Berlin und Brandenburg (bundesweit, ja sogar weltweit geht radioeins-Hören via Internet).

Bis zum Internationalen Frauentag am 8. März ist die publikumsstarke Frühmoderation "Der schöne Morgen" mit Anja Goerz und Bettina Rust rein weiblich besetzt, die tägliche Kommentorenstrecke, die lange Zeit eine reine Jungsrunde war, ist in dieser Frauenwoche ausschließlich mit XX-Faktor besetzt: Laura Himmelreich vom Stern tritt an die Stelle ihres Kollegen Hans-Ulrich Jörges, taz-Chefin Ines Pohl kommentiert statt Hajo Schumacher von der Berliner Morgenpost. Und so geht es munter weiter, von morgens um 5 bis spät in die Nacht.

Diese Woche hören wir mehr Radio als sonst und freuen uns. Und fragen: was bleibt nach der 100-Prozent-Aktion hängen? Werden mehr Frauen prominente Moderationsplätze erhalten? Werden bald mehr Frauen in den Führungsetagen des rbb und in anderen Sendern die Strippen ziehen? 

Wie mühsam weibliche Karrierewege in den Medien sind, war gerade Thema auf WDR5 mit der berechtigten Frage "Fehlt den Medien der weibliche Blick? 100 Prozent Quote sind eine gelungene Provokation. 50 Prozent sind das Ziel. 30 Prozent wären auch ganz schön, sagt Pro Quote. Aber der Weg dahin ist steinig. 

Beim Stern gehört noch immer nicht die Hälfte des Himmels den Frauen, obwohl Chefredakteur Thomas Osterkorn das vor einem Jahr vollmundig angekündigt hatte. Stern-Chef in spe Dominik Wichmann hat vergangenen Donnerstag seine neue Dreierführungsspitze angekündigt: eine All-Boys-Group. Pro Quote ist „stinksauer“. In Selbstverteidigung zählt der Stern kurzerhand die „Managing Editors“ dazu, oops, also 33 Prozent Frauen in Führungspositionen. 

Quote schönrechnen ist das neue Spiel. Pro Quote bleibt stinkig. Der Journalistinnenbund übrigens auch. Denn wenn der Frauenanteil in den Wolken steckenbleibt, ist die Hälfte des Himmels nicht erreicht.

7 Kommentare

  1. Heute stellen radioeins-Frauen wieder mal die Frage: Kind oder Karriere. Gut so, aber mir fehlt immer der Gedanke, dass es doch auch eine Lust ist, mit Kindern zu leben - wie ich selbst mal in einem Buch formuliert habe. Also Karriere mit Kindern ...
    Die Gedanken kreisen aber meistens darum, wie ich sie irgendwo unterbringe. Das ist zwar oft das Problem, aber nur die halbe Wahrheit. Ganztags zu arbeiten und Mutter sein, finde ich schlicht beschissen.
    Manche Französinnen, weil es darum gerade bei radioeins ging, übrigens auch. Ich habe in Frankreich gelebt, dort Verwandte und Geneviève Hesse hat uns beim Journalistinnenbund in Berlin auch genau davon berichtet.
    Wir brauchen ganz andere Konzepte als Frauen möglichst rasch wieder in die volle Arbeit zu zwingen, ohne dass sie spätestens im Alter verarmen.

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  2. Ich höre seit gestern mit großem Spaß zu! Für die Aktion ist die Musikauswahl auch etwas sorgfältiger und interessanter als sonst gestaltet, die Wortbeiträge, muss ich gestehen, interessieren mich weit mehr. Höre sonst eigentlich immer RBB Kulturradio, weil mich das männliche Balzgehabe auf Radio 1 und die mitunter flachen Wortstrecken irgendwann nerven. Hoffe, die kriegen ganz viel positives Feedback von den HörerInnen, so dass manN da in der Führungsebene mal ins Nachdenken gerät... Insgesamt viel zu wenig Frauenstimmen im Radio!!

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  3. Die so verschiedenen Frauenstimmen gefallen mir auch besonders.

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  4. Was mich aber echt nervt, ist diese ewige Fragerei nach der deutschen Rabenmutter ... Jede/r kann dem "Kluge" entnehmen, dass es auch den Rabenvater gibt. - Und als Ex-Biologin regt mich natürlich auf, dass die klugen Raben sehr fürsorgliche Eltern sind.

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  5. Aber es ist schon zum wahnsinnig werden: Warum fragt die Moderatiion Gerald Hüther nicht, ob Merkels Studium und karriere nicht auch irgendwas mit der gesellschaftlichen Situation in der DDR zu tun hat.
    Außerdem hätte sie lieber dir prof. Dr. Hedi Keller interviewen sollen ...

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  6. Es gibt sie noch, die „Zeitpunkte“ – seit Jahr und Tag 100 Prozent Frauenquote am Wochenende im Kulturradio des rbb (92,4)
    Sonnabend 17:04 - 18:00 Uhr: ZEITPUNKTE - DEBATTE
    Eine Gesprächsrunde über sozial-, kultur- und frauenpolitische Themen: Von der Kopftuchdebatte bis zur Hormonersatztherapie, von den Filmfestspielen bis zum Fernsehkonsum der Kinder und Jugendlichen.
    Sonnabend 17:04 - 18:00 Uhr: ZEITPUNKTE - REPORTAGE
    Die Zeitpunkte-Reporterinnen unterwegs – in Berlin und Brandenburg, in Schulen und Kindertagesstätten, auf Sozialämtern und Theaterbühnen, in Arztpraxen und Ateliers.
    Sonntag 17:04 - 18:00 Uhr: ZEITPUNKTE - MAGAZIN
    Ein Magazin, das frauen-, sozial- und kulturpolitische Ereignisse der Woche in den weiblichen Blick nimmt, Akteurinnen aus den verschiedensten Lebensbereichen im Zwiegespräch vorstellt, regionale und internationale Entwicklungsprozesse in der Geschlechterdiskussion aufmerksam begleitet und kommentiert.

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  7. Von jetzt an halbe-halbe jeden Tag bei radioeins – das empfiehlt der Journalistinnenbund den Macherinnen des Senders, ihrem Chef Robert Skuppin und der rbb-Intendantin Dagmar Reim in einem offenen Brief. Lob und Kritik für die 100-Prozent-Woche formulieren die Berliner JB-Frauen und der JB-Vorstand. Und: Die Zeit ist reif für ein genderpolitisches Magazin auf radioeins am Sonntagnachmittag. Alles nachzulesen auf den Berlin-Seiten von www.journalistinnen.de

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