Freitag, 5. April 2013

Diese Frau könnte wichtig werden - die südkoreanische Präsidentin Park Geun-Hye

"Einen Schal um den Hals tragen als Symbol der Einheit":
Park Geun-Hye mit ihren männlichen Parteioberen
Foto: Saenuri-Partei, facebook.com/ghpark.korea
Erst mal die negativen Attribute. Man nennt sie "Eisprinzessin" (zu kühl), "koreanische Thatcher" (zu marktliberal), oder "Alibifrau" (die die Frauen ködern soll). Am schwierigsten aber wird es für die südkoreanische Präsidentin Park Geun-Hye trotz ihrer 61 Jahre wohl sein, die Zuschreibung "Diktatorenkind" (als Tochter des von 1961-1979 herrschenden Autokraten Park Chung-Hee) loszuwerden. In diesen gefährlichen Tagen, in der sich das Nachbarland Nordkorea unter Kim Jong-Un (30) in Kriegsrhetorik überschlägt, werden wir hoffentlich die "Pragmatikerin" erleben, die in ihrer Bewerbungsrede vom letzten Herbst durchscheint. Eine Politikerin, der die Nüchternheit einer Naturwissenschaftlerin (sie ist Elektro-Ingenieurin) nachgesagt wird. Klingt fast ein  bisschen merkelhaft.


Park Geun-Hye war neun, als ihr Vater Park Chung-Hee sich an die Macht putschte. Die Zeit im Präsidenten-Palast mit ihren beiden jüngeren Geschwistern beschrieb Park in ihren Erinnerungen als "erstickend". Als sie nach ihrem Ingenieursabschluss 1974 gerade zu einem Aufbaustudium ins Ausland gegangen war, starb ihre Mutter Yuk Young-Soo bei einem Anschlag, der eigentlich ihrem Mann galt (von dem es pikanterweise heißt, er habe sich rechtzeitig weggeduckt...). Von da an musste die Tochter First Lady spielen - bis zur nächsten Tragödie. 1979 wurde auch ihr Vater umgebracht, bei einem Trinkgelage vom eigenen Geheimdienstchef erschossen.

Lange verschwand Park Geun-Hye von der Bildfläche, (angeblich ausgestattet mit jeder Menge Abfindungsgeld und Bücher schreibend), ehe sie 1998 in der konservativen Partei des Vaters wieder Fuß fasste. 2006 fügte ihr ein angeblich geistig Gestörter mit dem Messer einen langen Schnitt im Gesicht zu. Park soll keinerlei Regung gezeigt haben. In ihrer Partei bewies sie Durchsetzungsvermögen, indem sie gegen den Willen ihrer Kollegen und zur Abgrenzung gegenüber dem Vater den Parteinamen in "Saenuri" (Neue Grenzen) umbenannte. Ebenso stur setzte sie sich über die Parteiräson hinweg, als sie sich 2002 mit Kim Jong-Il, dem Vater des jetzigen nordkoreanischen Herrschers, in Pjöngjang traf. Die Präsidentenwahl im letzten Dezember gewann sie mit dem Slogan, eine "Politik des Vertrauens und der Versöhnung" zu verfolgen.

Park Geun-Hye hat dabei stark auf socialmedia gesetzt, twittert seit 2010 und lässt auf Facebook offizielle Fotos neben
Schnappschüssen zu. Gewählt haben sie nach Wahlanalysen dennoch überwiegend die Älteren im Land. Das ist auch deshalb ein interessanter Aspekt, da die ungewöhnlich jung aussehende Präsidentin sowohl ledig wie kinderlos ist und zudem noch nicht mal einer Religion angehören soll. Eigentlich ein Affront für die konservative, südkoreanische Gesellschaft.

Auf das erste Säbelrasseln in Nordkorea hat Park noch vorsichtig reagiert. Das Land solle endlich den Provokationen abschwören. Doch mit jeder Eskalation der letzten Tage änderte sich auch ihre Wortwahl. Sie nehme die jüngsten Drohungen der kommunistischen Führung in Pjöngjang "sehr ernst", sagte Park.  Auf militärische Angriffe des Nachbarlandes werde man "ohne Rücksicht auf jede politische Abwägung" prompt und strikt reagieren.
Beide Länder befinden sich formal immer noch im Kriegszustand, seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953 herrscht offiziell nur Waffenruhe.

2 Kommentare

  1. wirkt etwas wie die Romanfigur Captain Kathryn Janeway von Star Trek, Voyager. Hoher Bildungsgrad, durchsetzungsstark, technisches Können in Theorie und Praxis, Einfühlungsvermögen und wenn es sein muss eine harte Gegnerin für Wesen aus aller Welt.

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  2. Nachtrag April 2017
    Tja, so kann es auch gehen :
    Der ehemaigen Präsidentin werden Bestechlichkeit, Nötigung, Amtsmissbrauchs und die Verletzung von Staatsgeheimnissen vorgeworfen. Der Fall wurde an ein Strafgericht überwiesen. Während des Gerichtsverfahrens, das bis zu sechs Monate dauern kann, bleibt Park in Haft.

    Die damalige Präsidentin war am 10. März wegen eines Korruptionsskandals ihres Amtes enthoben worden.

    http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-04/park-geun-hye-suedkorea-korruption-bestechlichkeit

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