Donnerstag, 13. Februar 2014

Geschlechterrollen mal andersherum

So manches hat sich das Internet schon ausgedacht, um zu veranschaulichen, wie es sich anfühlt, als Frau durch unsere von Männern dominierte Welt zu gehen. John Scalzi schuf die Metapher vom Computerspiel bei einfachster Schwierigkeitsstufe. Und ein kafkaesk-erdachter Dialog zwischen einem Polizisten und Mann, der einen bewaffneten Überfall melden möchte, wurde als Analogie einer Vergewaltigungsanzeige getextet.


Das neueste Werk in dieser Reihe aber ist der Französin Eléonore Pourriat geglückt.
Sie hat den Kurzfilm "Majorité opprimée" gedreht; "Unterdrückte Mehrheit". Er spielt in einer Welt, in der ganz einfach alle Frauen- und Männerrollen vertauscht sind. Diese Welt mit all ihren Stereotypen ist auf rund zehn Minuten kondensiert: Ein männlicher Kindergärtner trägt auf Wunsch seiner Frau jetzt Hidschab. Eine Frau pisst ungeniert in eine Gasse. Und ja, auch hier kommt eine Vergewaltigung zur Anzeige. Alles zusammen - ein Augenöffner.

3 Kommentare

  1. Der Film löst bei mir zwiespältige Gefühle aus - vielleicht weil er zu viel explizite Gewalt und Beleidigung enthält. Die lehnt - so dargestellt und im Film - das Publikum überwiegend ab, egal ob man Frau oder Mann in der Rolle zeigt. Die Umkehrung der Geschlechterrollen macht erst so richtig Sinn, um die subtilen, eingeschliffenen Verhaltensweisen aufzudecken, derer man/frau sich nicht bewusst ist. Mein Highlight ist daher die Szene bei der Polizei - wo die Beamtin sich vom jungen Mann den Kaffee bringen lässt und seine Kleidung lobt. Sehr gut ausgeführt hat das Karin Gottschalk im Missy Magazine

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  2. Die Idee des Films ist toll! Ich finde es auch nicht direkt fehl am Platze, dass die ständigen Bemerkungen und "unwichtig" erscheinenden Alltagssexismen schließlich in einer Vergewaltigungsszene gipfeln (dramatische Überhöhung ist erlaubt). Jedoch: Der Rassismus, namentlich gegen arabisch/muslimische Einwanderer/innen, der sich durch den gesamten Film zieht, dreht mir ehrlich gesagt, fast den Magen um. Dies ist - Vorsicht, hier kommt ein von mir persönlich kultiviertes Vorurteil - ein Problem, das mir schon häufig gerade bei französischen Feministinnen aufgefallen ist. Angesichts der Tatsache, dass arabischstämmige Mitbürger/innen einen großen Teil der Bevölkerung in unserem Nachbarland ausmachen, täten die Damen dort gut daran, muslimische Frauen nicht mehr nur als Opfer ihrer vermeintlich minderwertigen patriarchalischen Kultur, sondern als gleichwertige Mitstreiterinnen zu akzeptieren. Was mich genau an dem Film stört, hat auch Mohamed Amjahid auf Zeit Online beschrieben.

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  3. Sehr gute Einwände! In jedem Fall ist der Film Gesprächsstoff und regt zum Nachdenken an. Meine eigene Lieblingszene ist übrigens der winzige Moment, als Pierre am Ende der Episode bei der Polizei zu seiner Frau sagt: "Ich will nach Hause. Bitte, bring mich nach Hause."

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