LAN-Partys. Ein Hobby für Jungs? CC BY 2.0 Dave Allen |
Gaming gehört für Julia Hiltscher zum Leben: Schon seit ihrer Kindheit spielt sie leidenschaftlich gerne Computerspiele. Ein Hobby, das sie seit jeher hauptsächlich mit Jungs teilt. Männer, immer nur Männer, das ist auch heute noch so, als Vizedirektorin des Community Managements einer großen eSports-Firma in Köln. Die mangelnde Repräsentation von Frauen im Gaming ist für sie ein Symptom des Sexismus in der Gesellschaft, berichtete sie dem Watch-Salon. (Gaming Teil 2)
Unter den 140 Angestellten ihrer Firma gibt es nur eine
Handvoll Frauen. „Eine Quote würde kaum helfen“, sagt Hiltscher: „Oft sind 100 Prozent
der Bewerber auf eine Stelle männlich.“ Die mangelnde Repräsentation von Frauen
liege also eher nicht daran, dass die Branche sexistisch sei – im Gegenteil,
sie kennt einige sehr erfolgreiche Frauen in der Gaming-Industrie wie zum Bespiel
die Spieleentwicklerin Linda Kruse,
die sich nach dem Studium mit Kinderspielen selbstständig gemacht hat und die langjährige Ubisoft-Programmiererin Odile Limpach.
Hiltscher meint dazu: „Eine Frau, die gut programmieren kann, hat meines
Erachtens in der Branche dieselben Chancen wie ein Mann.“ Viel eher müsse man
sich fragen, warum so wenige Frauen überhaupt diesen Beruf ergreifen.
Den Grund für diese Geschlechtertrennung vermutet Hiltscher
in der Erziehung. Das Phänomen kennt sie aus ihrer eigenen Kindheit: Als sie mit
neun ihre erste LAN-Party in der Garage ihrer Eltern organisierte, waren alle
Gäste Jungs: Keine ihrer Schulfreundinnen wollte zum gemeinsamen
Computerspielen kommen. Computerspiele waren offenbar „Jungsspiele“ und damit
bei den meisten Mädchen verpönt.
Wenn sie später im Gymnasium ihre Freunde besuchte, fiel ihr
auf, dass deren Schwestern wesentlich weniger Zeit mit dem heimischen Computer
verbrachten. Auch heute sieht sie dieses Phänomen bei Kindern von Freunden:
„Ich habe solche Situationen schon oft beobachtet und mich gewundert, wenn der
Junge mit etwa zehn schon seit drei Jahren mit dem Computer umgeht und den
Eltern nicht auffällt, dass ihre Tochter, die jetzt im selben Alter ist wie
der Junge, als er damit angefangen hat, nur zugucken darf. Der technische
Fundus im Haus wird weder erweitert, noch greift ein Erziehungsberechtigter
ein, damit die Kinder sich das Gerät teilen. Dass der Ältere den Vorzug
bekommt, wenn ein paar Jahre Altersunterschied da sind, kann natürlich auch bei
zwei Jungs passieren, aber bei Mädchen kommen noch mehr Faktoren dazu, die den
Zugang stören können.“
Hiltscher ist überzeugt, dass Kinder in ihren Vorlieben von
den Vorgaben der Eltern geleitet werden: „Für die Jungs wird Lego Technik angeschafft
und für die Mädchen Hello Kitty – das führt zu einer Rollentrennung. Die
Rollenvorstellungen, die unsere Eltern uns im Kindesalter mitgeben,
beeinflussen maßgeblich unseren Horizont.“
Neben ihrem Beruf schreibt Julia Hiltscher derzeit an einer Doktorarbeit über das erzieherische Potenzial von Computerspielen für die Kindererziehung. Außerdem erwartet sie eine Tochter, der sie und ihr Mann – ebenfalls Gamer und ehemaliger eSports-Reporter – die Chance geben werden, ohne Geschlechterstereotypen im Elternhaus aufwachsen zu dürfen.
In der männlich dominierten Gamer-Szene kommt es aber immer noch oft zu sexistischen Ausbrüchen, die Gamerinnen und Programmiererinnen ausschließen sollen. Warum ist das so und was kann man dagegen tun? Julia Hiltscher meint: "Trollen muss man den Wind aus den Segeln nehmen."
Neben ihrem Beruf schreibt Julia Hiltscher derzeit an einer Doktorarbeit über das erzieherische Potenzial von Computerspielen für die Kindererziehung. Außerdem erwartet sie eine Tochter, der sie und ihr Mann – ebenfalls Gamer und ehemaliger eSports-Reporter – die Chance geben werden, ohne Geschlechterstereotypen im Elternhaus aufwachsen zu dürfen.
In der männlich dominierten Gamer-Szene kommt es aber immer noch oft zu sexistischen Ausbrüchen, die Gamerinnen und Programmiererinnen ausschließen sollen. Warum ist das so und was kann man dagegen tun? Julia Hiltscher meint: "Trollen muss man den Wind aus den Segeln nehmen."
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