Freitag, 12. April 2019

Serien für die Feministin #2

Desfred (Elisabeth Moss) will sich dem grausamen Regime des Gottesstaats Gilead nicht unterwerfen. / Foto: Telekom

Was sind Eure Lieblings-Serien? Das haben wir die Kolleginnen im Journalistinnenbund gefragt. Die Antworten waren durchaus überraschend. Wir haben daraus zwei Jahre nach dem ersten Artikel im Watch-Salon über "TV-Serien für die Feministin" eine neue, dieses Mal vierteilige Staffel von "TV-Serien für die Feministin" entwickelt. Auch 2019 empfehlen wir wieder Produktionen mit überzeugenden weiblichen Hauptfiguren. Damit wir Episode für Episode genießen können, ohne uns über sexistische Klischees zu ärgern.

jb-Serien-Staffel #2:
The Handmaid's Tale| Salz. Fett. Säure. Hitze. | Grace und Frankie 




The Handmaid's Tale - Der Report der Magd


Letztes Jahr habe ich "The Handmaid's Tale - Der Report der Magd" verschlungen, die ersten zwei verfügbaren Staffeln. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Roman der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood und gewann bereits etliche Preise. Darin geht es um eine Dystopie: Religiöse Fanatiker haben in Teilen der USA die politische Macht erlangt, darin den christlichen Gottesstaat Gilead aufgebaut und insbesondere Frauen alle Rechte genommen. Sie arbeiten nur in "klassischen Frauenberufen", dürfen keinerlei Eigentum besitzen oder Ämter einnehmen. Massive Umweltverschmutzungen und atomare Katastrophen haben zudem etliche von ihnen (und eigentlich auch Männer, wie angedeutet wird) unfruchtbar werden lassen. Diejenigen, die noch gebären können, werden als "Mägde" reichen Kommandanten (= Machthabern) zugeteilt, um deren Kinder auszutragen, nachdem sie entsprechend erfolgreich vergewaltigt wurden. Die selbstbewusste Hauptfigur June Osborne, später Desfred (im Englischen Offred), will sich jedoch dem grausamen Regime nicht unterwerfen und versucht alles, um ihre kleine Tochter und ihren Mann, von denen sie zuvor auf der Flucht getrennt wurde, wiederzufinden - und das obwohl sie drakonische (Körper-)Strafen zu befürchten hat.


Feministisch an der Serie ist zum Einen die klare Position, die eingenommen wird: Nicht nur, weil wir aus Offreds Sicht in die Geschehnisse eingewiesen werden, bleibt kein Zweifel daran, dass wir hier einem Unrechtsstaat begegnen. Gleichzeitig verfällt die Zuschauerin nicht lange der beinahe aussichtslosen Situation, sondern wird durch das intensive Schauspiel unweigerlich dazu gebracht, permanent mit Offred nach Auswegen zu suchen. Sie fiebert mit ihr mit, wenn sie Widerstand übt, und leidet an ihrer Seite.

Mich hat jede fast einstündige Folge durchgehend gefesselt. Vielleicht weil trotz aller Überspitzung noch genug realistische Alltagssequenzen durchscheinen, die die Botschaft vermitteln, es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein demokratisches System, wenn wir nicht aufpassen, eine Autokratie, ein totalitäres Regime werden könnte. Das weitgehend von Regisseurinnen wie Reed Morano inszenierte Drama ließ mich auch nach Beendigung einer Episode noch lange nicht los. Das Bedürfnis, mit Freunden darüber zu diskutieren, war enorm hoch.

Doch ich will nicht zu viel verraten. Anschauen, hineingezogen werden, mit Bezugspersonen und anderen darüber reden, das würde ich empfehlen. Aber Achtung: Ich bin eigentlich keine Serienschauerin, doch hier war das Suchtpotential riesig. Vielleicht, weil ich etwa in Offreds Alter bin? Vielleicht geht es aber auch anderen so.

Die dritte Staffel soll ab Juni 2019 zu sehen sein. The Handmaid´s Tale ist über das Magenta TV-Angebot der Telekom und bei Amazon Prime zu sehen - und seit dem 9.4. im Pay-TV-Sender RTL Passion.

Christa Roth


Salz. Fett. Säure. Hitze: Die andere Kochsendung


Die Köchin und Autorin Samin Nosrat sammelt auf einer Reise hilfreiche Tipps und erkundet die vier Grundkomponenten Salz, Fett, Säure und Hitze für wundervolle Gerichte und das Zubereiten toller Menüs.


Samin Nosrat ist eine inspiriende Köchin und eine Frau voller Lebenslust. Wenn sie mit Leidenschaft in ein fettes Speckbrot beißt, dann ist das - kennt man die Furcht in den USA vor zuviel Fett – schon fast revolutionär, aber auf jeden Fall einfach großartig.

Eine Frau, die macht was sie will und das Leben bzw. das Essen richtig genießt und sich nicht um Kalorien oder Verbote schert. Toll. Appetitanregend und nebenbei lernt man Einiges über das Kochen.


Grace und Frankie: Zwei ältere Frauen erfinden sich neu


Bei einem Essen teilen Robert und Sol, die langjährigen Ehepartner von Grace und Frankie, ihren Frauen mit, dass sie seit zwanzig Jahren nicht nur eine Anwaltskanzlei, sondern auch eine heimliche Liebesbeziehung miteinander führen. Beide Männer wollen sich von ihren Frauen scheiden lassen und künftig zusammenleben. Völlig geschockt ziehen Grace und Frankie in das gemeinsame Strandhaus und meistern von da an quasi zwangsweise vereint die Herausforderungen der neuen Situation.


Die Serie mag ich,

* weil auch mal ältere Frauen im Mittelpunkt stehen,
* weil die Serie hochkarätig besetzt ist, mit Jane Fonda als Grace und Lily Tomlin als Frankie,
* weil die Frauen sich nach der Trennung von ihren langjährigen Ehemännern neu erfinden,
* weil Frankie so ein liebenswerter Alt-Hippie ist,
* weil Grace zwar viel biederer als Frankie ist, sich aber am Ende doch immer von Frankie mitreißen lässt,
* weil es um Freundschaft geht.

Keine der beiden Serien, weder die Kochsendung noch Grace und Frankie, ist explizit feministisch, aber bei allen stehen starke Frauen im Fokus. Beide sind auf Netflix zu sehen.

Frauke Langguth


Stay tuned ... 

"Serien für die Feministin"-Staffelfolgen #3 und #4:
 Mittwoch, 17.4. und Freitag 19.4.


jb-Serien-Staffel #1: Fleabag, Killing Eve, Sex Education und Druck
jb-Serien-Staffel #2: The Handmaid's Tale| Salz. Fett. Säure. Hitze. | Grace und Frankie 
jb-Serien-Staffel #3: Star Trek: Discovery
jb-Serien-Staffel #4: Transparent, Orange is the New Blck, Queer Eye


Kommentare

  1. Ich liebe Grace & Frankie! Habe die gebingewatched (gibt's diese Wort überhaupt? ;?))

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