Dynamisches Duo: Meryl Streep als Verlegerin Katharine Graham und Tom Hanks als Post-Chefredakteur Ben Bradlee Foto: © Universal Pictures International Germany GmbH |
Washington, D.C., 1971 - bereits seit sechs Jahren schicken die USA junge Wehrpflichtige ins ferne Vietnam, um, wie es die Regierung verlauten lässt, die Demokratie zu verteidigen. Je mehr von ihnen kriegsversehrt oder gar nicht zurückkehren, desto unbeliebter wird der Krieg in der Heimat. Präsident Nixon muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Währenddessen plant die Washington Post ihren Börsengang. Die Verhandlungen führt die Besitzerin Katharine "Kay" Graham, die den Verlag nach dem Selbstmord ihres Ehemannes übernommen hat. Meryl Streep brilliert schon hier als kluge Geschäftsfrau, deren Verhandlungsgeschick sich gegen die Männergesellschaft der Banker und Berater durchsetzt - und das, obwohl sie mit ihrer Schüchternheit kämpft.
In der Redaktion ihrer Zeitung bahnt sich derweil eine Krise an. Die Konkurrenz von der New York Times hat eine ganz große Geschichte auf der Titelseite: brisante Informationen über den Vietnamkrieg. Doch kurz nach der ersten Titelstory stoppt die Generalstaatsanwaltschaft die weitere Veröffentlichung. Post-Reporter Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) spürt die Quelle der Times auf und mit ihr das skandalträchtige Dossier. Nun steht die Redaktion vor einer Gewissensentscheidung. Veröffentlichen und damit den Zorn der Nixon-Regierung riskieren? Oder nicht veröffentlichen und der Allgemeinheit die Wahrheit vorenthalten über den völkerrechtswidrigen Krieg, der nicht zu gewinnen ist? Während Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) idealistisch für die Veröffentlichung argumentieren kann, ist es für Verlegerin Graham eine Gratwanderung. Für sie steht nicht nur die Pressefreiheit auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft ihrer Firma, ihrer Angestellten und nicht zuletzt ihre persönlichen Freundschaft zu Ex-Verteidigungsminister Robert McNamara (Bruce Greenwood).
Mutige Medienfrau: Meryl Streep verkörpert Kay Graham brillant. |
Katharine Graham schrieb mit der Veröffentlichung der so genannten "Pentagon Papers" Geschichte und machte die Washington Post zu einer der wichtigsten Zeitungen der USA. Dass sie dafür auch die patriarchalischen Strukturen ihrer Umgebung überwinden muss, daran lässt "Die Verlegerin" keinen Zweifel. Zwar begegnen fast alle Männer in der Geschichte "Kay" mit Bewunderung und Respekt. Aber Regisseur Steven Spielberg zeichnet doch auch ein subtiles Sittenporträt ihrer Zeit. Etwa, wenn Bradlees Ehefrau Antoinette, "Tony" (Sarah Paulson), hektisch Stullen schmiert, während sich im Wohnzimmer fünf Journalisten und eine Journalistin über die hochbrisanten Papiere beugen. Der Kampf einer Frau um Anerkennung in einer als männlich definierten Geschäftswelt und der Kampf einer Zeitung um das Recht, auch über das zu berichten, was den Mächtigen unangenehm ist, stehen in diesem Film gleichberechtigt nebeneinander.
"Die Verlegerin" kommt am 22.02.2018 in die deutschen Kinos.
Eine Biografie der Verlegerin Katharine Graham findet sich auch in "Brillante Bilanzen" (leider nur noch gebraucht zu haben) von Salonista Magdalena Köster.
"Wir drucken!", Katharine Grahams lesenswerte Autobiografie, bekommt man ebenfalls nur noch gebraucht oder antiquarisch.
Tja, und wie hatten sich die Jungs am Anfang das Maul über Katherine Graham zerrissen, sowohl die aus der Redaktion wie die aus der Politik: Sie sei eine schlechte Kandidatin und wirke "wie ein wackliges kleines Reh auf zittrigen Beinen, das aus dem Wald hereinkam und sich für jede Frage entschuldigte".
AntwortenLöschenWitzig war Grahams Desinteresse an jedweger Garderobe. Als Studentin trug sie monatelang einen gelben Wollpullover, bis ihr jemand sagte, der müsse mal gewaschen werden. Als Verlegerin beließ es es bei der immer gleichen Fönfriseur und etwas langweiligen Hemdblusenkleidern.
Als ihr Credo verstand sie die Mahnung ihrer (durchaus schwierigen) Mutter Agnes: "Du kannst nicht einfach da sitzen und reich sein."
Habe jetzt den Film gesehen. Das Zeitungsleben und die Bedeutung der Print-Presse kommen großartig rüber. Mit der Darstellung Kay Grahams bin ich nicht zufrieden. Meryl Streep spielt sie (wohl auf Spielbergs Anweisung hin - der keine Frauenrollen inszenieren kann), ziemlich schablonenhaft. Ihr spießiges Äußeres wird bis hin zum Trutschigen ausgewalzt. Vor allem die betuliche Szene mit der Tochter am Bett der Enkel störte mich. Sie sagt dort "ich habe ja vorher nie gearbeitet". Tatsächlich hat sie studiert, in San Francisco als Reporterin gearbeitet und dann bei der Post mit kleinen Geschichten angefangen. Allerdings nur bis 23, dann Heirat und vier Kinder. Die Leitung der Post übernahm sie mit 46, beim gezeigten Börsengang war sie 54. Meryl Streep ist 68, vielleicht wäre eine gleichaltrige Schauspielerin besser geeignet gewesen.
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