Auswertung der Netzeitung am 10. November 2009
Foto: Wulf-Frick
Ich selbst habe zum ersten Mal - gemeinsam mit einer Kollegin aus dem Akademikerinnenbund - beim GMMP als Kodiererin mitgewirkt. Wir haben eine Nachrichtensendung im SWR sowie als Online-Medium die Netzeitung ausgewertet. Beim Kodieren hatten wir viele Diskussionen über die Präsenz von Frauen in den Medien sowie als Berichterstatterin. Das Ergebnis für Deutschland bestätigt nun unser Gefühl. Denn heraus kam, dass zum Beispiel nur 22 Beiträge in Tageszeitungen aus der Feder eine Frau stammten. Noch weniger als in den Vorjahren, schreibt JB-Geschäftsführerin Marlies Hesse, die den GMMP für Deutschland federführend mit Birgitta M. Schulte und Annike Noffke vorbereitete. Danke für Eure Mühe! Doch zurück zu einigen Erkenntnissen: Nur im Rundfunk gab es unter den Sprechenden aller Meldungen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Beim Fernsehen kann eine Alterdiskriminierung von webilichen Präsentatoren verzeichnet werden. Dadurch, dass junge Frauen in Beruf drängen, wurde bei der Auswertung keine Frau über 50 gesehen.
Der Journalistinnenbund hat zur Internationalen Medienbeobachtung GMMP und der Ergebnisse für Deutschland folgende Pressemitteilung herausgegeben. Die vollständige PM steht ab Montag auf der JB-Homepage. Hier einige Auszüge:
"Nur 23 Prozent aller Personen, über die in den deutschen Nachrichten berichtet wird, sind Frauen. Ihr Anteil stieg von 22 auf 23 Prozent, also um ein Prozent gegenüber der letzten Stichtagserhebung im Jahr 2005. Auch international lässt sich nur eine Steigerung um ein Prozent (von 23 auf 24 Prozent) verzeichnen, so das vorläufige Ergebnis des Global Media Monitorin Projekt (GMMP) 2010."
"Für Deutschland übernahm wie in den Vorjahren der Journalistinnenbund (JB) die Koordination der qualitatitven Erhebung. (...) In 384 Beiträgen wurde über 839 männliche und 256 weibliche Personen berichtet."
"Regierungsmitglieder, Politikerinnen und Politiker wurden in den Nachrichten am häufigsten erwähnt. An erster Stelle war das Kanzlerin Angela Merkel, dennoch waren nur 23 Prozent dieser Berufsgruppe weiblich. Ein einflussreiches Amt allein reicht nicht aus, um als Frau in den Nachrichten bewusst wahrgenommen zu werden. Das ranghöchste Amt wird beachtet, unabhängig davon, ob es von einem Mann oder einen Frau besetzt ist."
Ich habe auch mitkodiert und hatte den Eindruck, dass dieses Jahr ein Durchbruch für Frauen in den deutschen News zu erwarten wäre. Die Stuttgarter Zeitung berichtete im Zusammenhang mit den Mauerfall-Feierlichkeiten über zahlreiche Frauen - Angela Merkel natürlich immer vorneweg. Und auch Erika Steinbach machte Schlagzeilen ... Es hat wohl trotzdem nicht gereicht.
AntwortenLöschenWelch trauriger Zufall, dass sich die Zahlen gleichen: 23% Frauen nur in den Nachrichten - 23% Gehaltsunterschied noch zwischen Frauen und Männern in Deutschland.
AntwortenLöschenDas heißt aber doch, dass wir beim Geld besser dastehen: Frauen verdienen immerhin 77 Prozent eines Männergehalts (das hier mit 100 Prozent angesetzt ist). In der medialen Öffentlichkeit bekommen wir nur ein knappes Drittel der Aufmerksamkeit der Männer ab: Frauen 23, Männer 77 Nennungen von 100. Anders gesagt: Männer werden mehr als drei Mal so oft erwähnt wie Frauen! Bei solchen Verhältnissen im Lohngefüge (Männer verdienen dreimal so viel)wäre der Frauen-Aufstand aber garantiert!
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