Mittwoch, 17. Februar 2021

Abschiedspost #2: Was die jungen Journalistinnen gegenwärtig bewegt

von unserer ehemaligen Autorin Marlies Hesse 

Blick zurück: Blogpost von Marlies Hesse zu prämierten Nachwuchsjournalistinnen
Foto: Eva Hehemann

Wie jede Generation vor ihnen vertreten auch die jungen Journalist*innen heute ihre eigenen Werte, Wahrnehmungen und Lebensstile und kombinieren sie in ihren Beiträgen mit traditionellen und neuen Befunden und Erkenntnissen. Ihre Einsendungen zum Marlies-Hesse-Nachwuchspreis spiegeln jährlich ein breites Themenspektrum wider. Eine intensive Beschäftigung mit dem, was sie in ihrer gendersensiblen Berichterstattung bewegt, erweist sich immer wieder als überaus lohnend. 

 
Um das Interesse am Marlies-Hesse-Nachwuchspreis (MHNP) durchgehend wachzuhalten, nutzte ich seit Anbeginn meiner Stiftung im Jahr 2002 jede sich mir bietende Möglichkeit, junge Journalistinnen unter 35 auf eine Beteiligung an der Ausschreibung des Journalistinnenbundes aufmerksam zu machen. In den Gründungstagen war ich selbst Redaktionsmitglied im Watch-Salon. Vor zwei Jahren schrieb ich noch einmal einen Gastbeitrag:„Lob und Preis für junge Journalistinnen“. Unmittelbar nach der Veröffentlichung machte die Zahl der Bewerbungen um den MHNP einen erfreulichen Sprung nach oben.

Zum Abschied


Neun letzte Posts
unserer Autorinnen

Gerade weil ich großen Wert auf eine Fortschreibung durch namentliche Nennung der jungen Talente lege, bedauere ich die beabsichtigte Schließung des Watch-Salons außerordentlich. Zwar sind nach wie vor auf der jb-Website alle Informationen über die Ehrung der Nachwuchsjournalistinnen zugänglich, aber es fehlt dann ein weiteres Sprachrohr, um für die beeindruckenden Erzeugnisse zu werben und damit die Gelegenheit, sich selbst von deren sprachlich beeindruckenden Erzählweisen zu überzeugen.  

Die im Watch-Salon genannten Beispiele aus dem Jahr 2018 zu Barbara Bachmann, Isabell Beer und Dinah Riese sind der beste Beweis dafür, wie ihre preisgekrönten Texte einen Anreiz für nachfolgende Bewerbungen auslösten. In den zwei nachfolgenden Jahren gab es keinen Bericht mehr im Watch-Salon. Möglicherweise hat der leichte Bewerbungsrückgang im Jahr 2020 mit der zu meinem Bedauern fehlenden Erwähnung zu tun. Ich hole die vergebenen Preise der Vollständigkeit halber kurz nach.

 

MHNP-Preisträgerinnen 2019 und 2020

Margherita Bettoni: „Liebe mich oder stirb“. Wie ein Dorf fast daran zerbricht, eines Femizid-Opfers zu gedenken. Erschienen in Reportagen 07.02.2019 (MHNP 2019)

Ann Esswein: „Abdullahs Puppe“, Reportage im SZ-Magazin Nr.11/2019 über ein langwieriges Asylverfahren (Sonderpreis der Soroptimistinnen 2019)

Fabienne Hurst: „Druckbetankung“, Reportage im SZ-Magazin Nr.12/2019 über die rüden Aufnahmerituale in der Pilot*innenausbildung der Lufthansa (MHNP 2020)

 

Ich halte weiterhin Kontakt zu den Nachwuchsjournalistinnen. So gelingt es mir, ihren weiteren Berufsweg leichter nachzuvollziehen und mich mit ihnen gemeinsam über anhaltende Erfolge von Herzen zu freuen.

Unabhängig von den Wahrnehmungen und Werten, die jede Journalist*innen-Generation in der Berichterstattung einbringt, spiegelt sich in der Vielfalt der Themen jeweils der Trend wider, der auch in der aktuellen Nachrichtenlage eine Rolle spielte. Im laufenden Jahr ist davon auszugehen, dass sich das Schwergewicht der Hörfunk-, Fernsehen-, Print- und Online-Beiträge vorrangig auf die Benachteiligung von Frauen durch die Corona-Krise konzentrieren wird.              

Bei allem Bedauern über die Auflösung des Watch-Salons bleibt mir immerhin die Hoffnung, dass sich stattdessen eine andere Plattform finden lässt, auf der die thematische Bedeutung des MHNP einer breiten Zielgruppe als zukunftsweisend  dargestellt werden kann.   

 

Zum Nachlesen: Lob und Preis für junge Journalistinnen

Der Marlies-Hesse-Nachwuchspreis 2021 wird übrigens am 1. März wieder ausgeschrieben. 



Marlies Hesse, jb-Mitglied seit 1988

© Oliver Ziebe

Fast 30 Jahre lang als leitende Redakteurin in verschiedenen Funktionen beim Deutschlandfunk in Köln tätig. Nach Eintritt in den Ruhestand übernahm sie 1994 die Geschäftsführung des Journalistinnenbundes. Ein Amt, das sie ehrenamtlich bis 2010 wahrnahm. 

Beruflich viele Jahre für die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses im DLF zuständig, stiftete sie 2002 den jb-Nachwuchspreis. Nach wechselnden Bezeichnungen trägt er seit 2012 als Marlies-Hesse-Nachwuchspreis ihren Namen. 

Noch immer als Netzwerkerin aktiv ist Marlies Hesse (Jg.1935) als Zeitzeugin inzwischen eine gefragte Interviewpartnerin. Im Kölner FrauenForum widmet sie sich seit Jahren engagiert dem Fragenkomplex der Geschlechtergerechtigkeit. 


* * *

Es schlägt 13 für den Watch-Salon

Nach mehr als zwölfeinhalb Jahren schließen wir unsere Pforten. Ehrenamtlich, engagiert, journalistisch und feministisch haben wir für den Journalistinnenbund gebloggt. Zu einer Abschiedsrunde schauen (Ex-)Autorinnen noch einmal auf einen Drink und einen Plausch vorbei, erinnern sich an ihre liebsten Posts und was daraus geworden ist. Immer mittwochs, immer (noch) hier.


Aktuelles Redaktionsteam 2021

Angelika Knop · Luise Loges · Christine Olderdissen · Tina Stadlmayer

Frühere Watch-Salon-Redakteurinnen seit 2008

Ingrid Arnold · Britta Erlemann · Tina Groll · Eva Hehemann · Laura Hennemann · Marlies Hesse · Mareice Kaiser ·  Magdalena Köster  ·  Judith Rauch · Isabel Rohner · Alexandra Ruths · Silke Schneider-Flaig · Waltraud Schwab · Heidrun Wulf-Frick

... und viele Gastautorinnen aus dem jb, unter anderem

Rebecca Beerheide · Inge von Bönninghausen · Sissi Pitzer



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