Donnerstag, 7. Juli 2011

Lesben im Job häufiger versteckt


Ihre Karrierechancen würden sich lesbische Frauen dadurch verbauen, dass sie mit ihrer sexuellen Identität im Vergleich zu Schwulen häufiger am Arbeitsplatz nicht offen umgingen. So heißt es in einem gestern online gegangenen Artikel in der Zeit . Befragt hat Autorin Marlene Halser zu diesem Thema zwei Mitfrauen des Netzwerks für lesbische Unternehmerinnen, Wirtschaftsweiber. Mercedes Rodriguez Garcia-Gutierrez (eine der beiden) sieht dagegen gar einen deutlichen (Verkaufs-)Vorteil für lesbische Kräfte in der Arbeitswelt:
"Viele Lesben sind karrierebewusste Frauen, die bewusst auf Kinder verzichten und Erfüllung in ihrem Job suchen."
So sagt sie in besagtem Artikel. - Ja, wenn dieses Argument denn mal die Barriere des für Lesben doppelt bereit stehenden Diskriminierungspotenzials von "Frau in der Arbeitswelt" und "Lesbe in der Arbeitswelt" durchbräche! Sicher hat die Mitfrau der Wirtschaftsweiber sachlich Recht. Doch erstens muss dies auch entsprechend kommuniziert werden und zweitens: Die Erfahrungen der Autorin dieses Posts sind andere.


Nämlich dass Offenheit in punkto Lesbischsein und lesbenfreundlicher Einstellung durchaus einen Bewerbungsprozess negativ beeinflussen können. Andererseits sind so die Fronten rechtzeitig klar. Denn welche Lesbe wäre an einem homophoben Arbeitsplatz gut aufgehoben?!
Rodriguez Garcia-Gutierrez rät an anderer Stelle des Artikels jungen Lesben"sich vor dem Berufseinstieg zu erkundigen, welche Unternehmen Wert auf Diversity Management legen."

Da das aber noch nicht sonderlich weit verbreitet ist, empfehle ich vor einem Outing in Job oder Vorstellungsgespräch erst mal ein vorsichtiges Abtasten/Abchecken des Arbeits-Umfeldes. Es sei denn, es sind schon offen lebende Lesben/Schwule im Unternehmen. Meines Erachtens nimmt da die Medienwelt auch keine Sonderstellung ein, was den Umgang mit Lesben (und auch Schwulen) anbetrifft. Unterm Strich: Offen am Arbeitsplatz tut der lesbischen Seele und auch Karriere besser als das Verstecken dieses Teils der Identität.

2 Kommentare

  1. Liebe Britta,
    ich möchte Dir zustimmen. Und ich denke, dass es in unserer Branche, den Medien, dem Journalismus, in gewisser Weise schwieriger ist als in der Physik (das zweite Bsp. des Artikels). Denn bei uns geht es um Inhalte. Und Lesbisch-Sein wird mit Feminismus gleichgesetzt und beides ist bäh! So schnell geht das. Was nicht heißt, dass sich alle Lesben permanent wegducken sollen, denn nur so können sie was werden. Aber ich denke, dass es ein gutes Rückrat und ein gefestigtes Privatleben braucht, um bei eventuellen Anfeindungen, Distanzierungen, Mobbing, etc. nach einem Outing sich nicht superschlecht zu fühlen.

    Und dann möchte ich zum Tenor des Zeit-Artikels noch was sagen (bin ja dank meiner Studie sehr sensiblisiert): Es ist gut Frauen zum Coming-out zu ermutigen. Aber ich wüsste nicht, dass Männer in dieser Hinsicht mutiger sind. Erst vor ein paar Tagen war ein Artikel in der SZ über eine sozialwiss. Studie:

    +++
    http://www.sueddeutsche.de/U5T38f/71478/Eine-Frage-der-Toleran.html

    Zitat daraus: "Innerhalb einer religiösen Gemeinschaft bekannte sich hingegen nur ein Drittel offen zur eigenen Sexualität. Lesben outeten sich häufiger als Schwule, Bisexuelle hingegen behielten ihre sexuelle Orientierung am häufigsten für sich. Gleichzeitig fühlten sich die Befragten innerhalb ihres Freundeskreises am besten unterstützt und dort am wohlsten."
    +++

    Es ist natürlich auch erfreulich, dass überhaupt ein Artikel über lesbische Frauen in Führungspositionen abgedruckt wird, aber der Artikel ärgert mich leider in mehrerer Hinsicht. (Mich würde auch sehr interessieren wie es der ersten beschriebenen Lesbe mit der Darstellung ihrer Person geht)

    - Die Opferschiene wird leider bedient und das bei einer so mutigen Frau, die ja eine gute Lösung gefunden hat. Komischerweise werden bei Lesben alle "Siege", "Erfolge" und persönliche Weiterentwicklungen in Misserfolge und Defizite uminterpretiert. Das habe ich u.a. bei weiteren Lesbenartikeln analysiert. Ein gutes Beispiel ist auch der SZ-Artikel zur Umbenennung des Christopher Street Day in Christina Street day ("Mit Lesbenwitz an die
    Wand") Hier im Zeit-Artikel wird mit folgenden Begriffen getitelt:
    Selbstverhinderung, Angst, verheimlichen, verbauen von Karrierechancen, etc.
    Frau/man bekommt beim Lesen (vor allem durch den Interpretationsrahmen der
    Überschrift) den Eindruck, dass Lesben doch ein bisschen defizitär sind.

    - Und noch was: Das Wort "bekennend" sollte endlich im Zusammenhang mit Lesbisch/Schwul/Homosexuell-Sein gestrichen werden!!!

    Schöne Grüsse

    Elke Amberg

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  2. Wenn Sie (Amberg) sich wirklich nach dem befinden der ersten Interviewpartnerin interessieren, warum nehmen Sie keinen direkten Kontakt auf?

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