von Luise Loges
Blick zurück: Düzen Tekkal - Interview von Luise Loges im Watch-Salon / Portrait: Markus Tedeskino |
2014 wurde Düzen Tekkal Augenzeugin des Genozids an ihrem eigenen Volk, der Religionsgemeinschaft der Jesiden. Die deutsche Journalistin reagierte instinktiv auf das Leid, das sie sah, obwohl sie keinerlei Krisentraining hatte: sie interviewte, dokumentierte, berichtete. 2016 wurde ihre Dokumentation "Hawar - meine Reise in den Genozid" veröffentlicht und im Couragepreis für aktuelle Berichterstattung des Journalistinnenbundes lobend erwähnt. Ich wusste sofort, dass ich diese spannende Frau für den Watch-Salon interviewen und ihre Erfahrungen hören wollte.
Seit damals hat Tekkal ihren Einsatz für die Jesid*innen und alle anderen Opfer des IS mit Hawar.help weitergeführt und setzt sich mit German Dream für die Integration und die Chancengleichheit von Geflüchteten und Immigrant*innen in Deutschland ein. Ich freue mich noch heute, sie getroffen zu haben.
Auch ich habe im Jahr 2014 meine Laufbahn wegen der Konflikte im Nahen Osten verändert, auch wenn ich bei Weitem nicht so persönlich betroffen bin. Studiert hatte ich alte Sprachen und Archäologie, aber nun war in dem Land, auf das ich mich spezialisiert hatte, ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Ich sorgte mich um meine Bekannten in Syrien und ärgerte mich über die Berichterstattung, die mir oft naiv und kolonialistisch gefärbt erschien. Zudem reizte es mich, meine Expertise einem breiterem Publikum zugänglich zu machen. Wissenschaftsjournalismus sollte es also sein.
Zum AbschiedNeun letzte Posts unserer Autorinnen |
Der Watch-Salon war eines der feministischen Blogs, die ich regelmäßig las. Durch ihn lernte ich Judith Rauch kennen, die mich zum Journalistinnenbund und schließlich auch als Autorin zum Blog brachte. Ich muss noch einmal nachlesen: Was, schon fast sieben Jahre ist das her? Tatsächlich.
Seither habe ich das Mentoring-Programm des jb durchlaufen und darüber im Watch-Salon berichtet. Hier habe ich über mein Leben als freie Wissenschaftsjournalistin und Teilzeit-Archäologin reflektiert, doch ich konnte mein Portfolio auch über mein Fach hinaus erweitern: In Salonschnipseln und Rezensionen schrieb ich mir meine Gedanken über spannende Bücher, Filme, oder Fernsehserien von der Seele. In bester Erinnerung bleiben mir aber die Interviews, die ich zu aktuellen Medienthemen geführt habe.
Der Salon hat mich durch meinen Werdegang als Journalistin begleitet. Wenn ich heute meine Posts lese, sehe ich, wie mein Schreibstil sich stetig verbessert hat. Die Tipps, das Feedback und nicht zuletzt die Freundschaft meiner Mit-Salonistas haben mich beruflich und persönlich geformt. Mein Leben hat sich inzwischen verändert. Ich arbeite an meiner Doktorarbeit über den illegalen Handel mit Antiken aus dem Irak und Syrien und balanciere zwischen meinen Identitäten als Akademikerin und Journalistin. Es bleibt wenig Zeit für ehrenamtliches Schreiben. Doch auch, wenn wir dieses Kapitel nun schließen, hoffe ich, dass die Geschichte nicht zu Ende ist und dass im jb bald wieder gebloggt wird - in welcher Form auch immer.
Zum Nachlesen: Doku zum Genozid an den Jesuiten - Fünf Fragen an Düzen Tekkal
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Es schlägt 13 für den Watch-Salon
Nach mehr als zwölfeinhalb Jahren schließen wir unsere Pforten. Ehrenamtlich, engagiert, journalistisch und feministisch haben wir für den Journalistinnenbund gebloggt. Zu einer Abschiedsrunde schauen (Ex-)Autorinnen noch einmal auf einen Drink und einen Plausch vorbei, erinnern sich an ihre liebsten Posts und was daraus geworden ist. Immer mittwochs, immer (noch) hier.
Aktuelles Redaktionsteam 2021
Angelika Knop · Luise Loges · Christine Olderdissen · Tina Stadlmayer
Frühere Watch-Salon-Redakteurinnen seit 2008
Ingrid Arnold · Britta Erlemann · Tina Groll · Eva Hehemann · Laura Hennemann · Marlies Hesse · Mareice Kaiser · Magdalena Köster · Judith Rauch · Isabel Rohner · Alexandra Ruths · Silke Schneider-Flaig · Waltraud Schwab · Heidrun Wulf-Frick
... und viele Gastautorinnen aus dem jb, unter anderem
Rebecca Beerheide · Inge von Bönninghausen · Sissi Pitzer
Luise Loges ist seit 2014 Mitglied im Journalistinnenbund.
Anregungen, Meinungen, Kritik
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