Mittwoch, 24. März 2021

Abschiedspost #7: "Da sollten wir dringend was drüber schreiben"

von unserer ehemaligen Autorin Magdalena Köster 

Blick zurück: Blogpost von Magdalena Köster zum Internationalen Frauentag 2017 
Foto: ©Stephan Bachenheimer/World Bank SB-NP03 CC BY-NC-ND 2.0

Wir schließen den Watch-Salon, aber verschließen ihn nicht. Jede/r kann sich weiterhin bei uns durchklicken. Und echt, ich war wirklich positiv überrascht, über was unsere Journalistinnen-Runde in all den Jahren berichtet hat. So viele Beiträge zur Medienszene, zum Equal Pay Day, zur Politik. So viele Porträts (von Elizabeth Warren bis Marina Weisband), so viele Film- und Buchbesprechungen. Und all die gesellschaftlichen Themen, oft weiterhin aktuell und nicht gelöst. 

Etliche meiner eigenen Beiträge, anfangs auch unter dem Pseudonym Crassida, könnte ich noch einmal aufgreifen. Vielleicht das ungeklärte Thema "Überwachung durch Gesichtserkennung". Dazu ist es ein bisschen still geworden und wir sind zur Zeit mit Masken auch ganz gut verkleidet. Aber aus China ist schon zu hören: Wir erkennen euch längst auch mit Mundschutz. 

Auch das Thema Pendlerpauschale könnte 2021 ruhig mal wieder auf den Tisch kommen. Gönnen uns doch die Bürger*innen schöner Landschaften in Bayern, im Harz oder Sauerland in Corona-Zeiten nicht einmal ein paar Wanderungen und würden uns am liebsten ganz aus ihrer Gegend verbannen. Sie selbst aber wollen am Ende der Pandemie wieder zu Millionen in die Großstädte brettern, allein im Auto, zum Arbeiten oder Shoppen. Vielleicht sollten wir sie dann auch auf der Autobahnausfahrt stoppen und zurückschicken, ihnen aber zumindest die Pendlerpauschale streichen.

Zum Abschied


Neun letzte Posts
unserer Autorinnen

2008 haben wir mehrmals über den Umgang mit den krebserregenden Papillomaviren (HPV) berichtet. Die entsprechende HPV-Impfung wurde lange Zeit nur für Mädchen von 12 bis 17 Jahren empfohlen, obwohl die Viren in hohem Maße durch Geschlechtsverkehr mit Jungen und Männern übertragen werden. Hier hat die Wissenschaft inzwischen umgedacht und empfiehlt, Mädchen wie Jungen gleichermaßen zu impfen.

 

Einwanderung: Frauenjobs in der Pflege und Erziehung?

Zum Weltfrauentag 2017 hatte ich ein Einwanderungsgesetz mit Quote gefordert. Das brennend wichtige Thema "Einwanderung" (völlig unabhängig vom bestehenden Asylrecht) wird bis heute von keiner deutschen Partei richtig angepackt, und dabei einen angemessenen Anteil von Frauen zu fordern, scheint erst recht ein Tabu zu sein. Deshalb möchte ich den alten Beitrag hier im Watch-Salon noch einmal vorstellen. 

Was inzwischen beschlossen wurde, ist ein windelweiches "Fachkräfte-Einwanderungsgesetz", das extrem hohe Hürden aufbaut und nur sehr wenige hochqualifizierte Menschen dazu bringt, nach Deutschland einzuwandern. Was wir wirklich brauchen, steht in dieser Liste der Mangelberufe

Neben offenen Stellen in der Fertigungsbranche klagt vor allem der Gesundheitsbereich über hunderttausende unbesetzte Stellen - gerade jetzt während der Pandemie. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit haben sich im ersten Halbjahr 2020 in den Krankenhäusern und im Bereich der Altenpflege rund 9000 Pflegekräfte von ihrem Beruf verabschiedet. Gerade in der Altenpflege kommen auf eine Arbeitssuchende vier offene Stellen. Bei "Jobs in Germany" wird seitenlang nach Pflegekräften gesucht. 

Eine große Chance für Frauen aus ärmeren Weltregionen: Mädchen und Frauen, die noch immer viel zu selten eine angemessene Schul- und Ausbildung bekommen und kaum eine Chance haben, sich alleine auf den Weg zu machen. Also sollten wir sie qualifizieren.

Wir laden Frauen, die sich das zutrauen, aus weltweit ausgewählten Ländern zur Ausbildung nach Deutschland ein. Es sollten jeweils genug aus einem Sprach- und Kulturkreis kommen, um sich bei Heimweh und Alltagsproblemen gegenseitig unterstützen zu können. Das sollte ermöglichen, auch Frauen, die ihre Kinder allein erziehen müssen, in das Programm aufzunehmen.

In allen Bundesländern werden dazu große Ausbildungsschulen und Wohnanlagen mit Appartements, Wohngemeinschaften und Kindergärten gebaut. Zunächst gibt es ein halbes Jahr intensiven Deutschunterricht und Nachhilfe in allen Grundlagen-Fächern. Danach beginnt die Ausbildung mit Praktika in verschiedenen Pflegeberufen und für Assistenzstellen in Krippen und Kindergärten.

Natürlich sollten ungelernte Einwanderinnen auch die Möglichkeit haben, ganz andere, etwa handwerkliche, Berufe zu erlernen. Um Politik und Bevölkerung aber positiv auf ein sinnvolles "Einwanderungsgesetz mit Quote" einzustimmen, bietet sich zunächst die Ausbildung in den beschriebenen Mangelberufen dringend an.

Allen Frauen steht die Möglichkeit offen, nach dem Berufsabschluss weiter zu lernen und entsprechende Studiengänge zu absolvieren. 

Die gesamte Ausbildung ist kostenlos, ebenso die Unterbringung, monatlich gibt es eine angemessene Ausbildungsvergütung. Nach Abschluss der Ausbildung stünde die Verpflichtung, eine bestimmte Anzahl von Jahren im deutschen Gesundheitsbetrieb oder Erziehungsbereich zu arbeiten. Danach könnte jede der Frauen wieder in die alte Heimat oder überall hin gehen und dort idealerweise weitere junge Frauen qualifizieren.

 

Zum Nachlesen: Zum internationalen Frauentag Bitte ein Einwanderungsgesetz mit Quote

 

Magdalena Köster, jb-Mitglied seit 1989

Lange Jahre Sprecherin der Regionalgruppe München, Beisitzerin im jb-Vorstand 1991 - 95, dreimal jb-Mentorin, Gründungsmitglied im Watch-Salon.

  Foto: Photogenika
Journalistin bleibt Journalistin. Zwar habe ich mich aus dem freien Berufsleben verabschiedet, verhalte mich aber nach wie vor so, als müsste ich jeden Tag wieder, zack, in den Job hineinspringen. 

Lese stundenlang Zeitung, sitze am Schreibtisch, recherchiere, analysiere, rege mich auf, treffe bevorzugt Freundinnen, die auf Anhieb über Politik reden. Zwischendurch schreibe ich auch mal wieder über eine bemerkenswerte Künstlerin, hier unter der Rubrik #femaleheritage.


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Es schlägt 13 für den Watch-Salon

Nach mehr als zwölfeinhalb Jahren schließen wir unsere Pforten. Ehrenamtlich, engagiert, journalistisch und feministisch haben wir für den Journalistinnenbund gebloggt. Zu einer Abschiedsrunde schauen (Ex-)Autorinnen noch einmal auf einen Drink und einen Plausch vorbei, erinnern sich an ihre liebsten Posts und was daraus geworden ist. Immer mittwochs, immer (noch) hier.


Aktuelles Redaktionsteam 2021

Angelika Knop · Luise Loges · Christine Olderdissen · Tina Stadlmayer

Frühere Watch-Salon-Redakteurinnen seit 2008

Ingrid Arnold · Britta Erlemann · Tina Groll · Eva Hehemann · Laura Hennemann · Marlies Hesse · Mareice Kaiser ·  Magdalena Köster  ·  Judith Rauch · Isabel Rohner · Alexandra Ruths · Silke Schneider-Flaig · Waltraud Schwab · Heidrun Wulf-Frick

... und viele Gastautorinnen aus dem jb, unter anderem

Rebecca Beerheide · Inge von Bönninghausen · Sissi Pitzer



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